Meine Seiten betreffen nur Neubauten und werden seit Jahren nicht mehr aktualisiert,
da ich inzwischen in Rente bin und mir andere Interessen wichtiger sind.
Ich möchte mich aber jetzt kurz zu Wort melden, damit nicht all zu viele EFH-Besitzer
dem Druck von Regierung, Medien und Energieberatern erliegen ohne Not eine bestehende
Öl- oder Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen.
In der Regel handeln sie sich nur Nachteile und hohe Kosten ein ohne der Umwelt zu helfen.
Ich bin ein Fan von Wärmepumpen und wie meine Seiten zeigen ist die Wärmepumpe
auch das ideale System für Heizung, Warmwasser und Lüftung im Neubau eines EFH.
Auch beim Bestand kann es mal sinnvoll sein zur Umrüstung eine Wärmepumpe vorzusehen.
Bei den meisten Bestandsgebäuden wird sich der Einbau einer WP aber als katastrophaler
Fehler herausstellen. Kunden geben zig-tausend Euro Installationskosten aus um danach
festzustellen, dass auch die Betriebskosten höher sind als mit der entsorgten Heizungsanlage.
Als Beispiel nehme ich mal ein EFH mit Ölheizung, mit Niedertemperatur-Heizkörpern
und einem Jahresverbrauch von ca. 1.500 Litern Heizöl.
Bei einem Wirkungsgrad der Heizung von 0,9 und 10 kWh/l Öl müssen ca. 13.500 kWh erzeugt werden.
Es entstehen also aktuell (März 2023) Heizölkosten von 1.500 l x 1,10 Euro/l = 1.650 Euro.
Luft-Wärmepumpen haben nach dem Monitoring reeller Anlagen durchschnittliche Jahresarbeitszahlen (JAZ)
von 2,6 bis 3,4.
Während für Neubauten eher 3,0 bis 3,4 zutreffen liegt die JAZ bei Bestandsanlagen
meistens weit unter 3,0.
Ich nehme mal einen Rechenwert von 2,8 was noch sehr optimistisch angenommen ist.
Die Stromkosten für ein Jahr belaufen sich also auf 13.500 kWh / 2,8 x 0,40 Euro/kWh = 1.930 Euro.
Man gibt evtl. mehr als 40.000,- Euro Investitionskosten aus und zahlt dann mehr Betriebskosten als zuvor.
Jetzt wird es natürlich verschiedene Einsprüche geben:
1) Preissteigerungen für Energie werden unterschiedlich sein
2) die Umweltkomponente muss einen höheren Stellenwert bekommen
3) die Abhängigkeit soll verringert werden
4) man kann mit PV den Strom selbst erzeugen
5) usw.
zu 1) Preissteigerungen
Das Heizöl wird durch die CO2-Bepreisung jedes Jahr etwas teurer und hängt ansonsten am Weltmarkt.
Aus Umweltgründen soll Heizöl natürlich teurer werden, in der Realität wird die Steigerung
in den nächsten Jahren aber dennoch moderat bleiben.
Beim Strom ist eine Prognose viel schwieriger. Die Teuerung wird aber in den nächsten Jahren
massiv bleiben und wohl erst in ca. 20 Jahren zurück gehen, wenn der Ausbau der Erneuerbaren
weitgehend im "Soll" verläuft. Beim Strom wird sich aber ein weiteres Problem einstellen:
Es wird wohl in irgendeiner Form einen günstigen Sommerpreis und
einen sehr, sehr teuren Winterpreis geben müssen. Für WP wird wohl zu 3/4 der Winterpreis
zu bezahlen sein und der kann auch bis zu 1,-Euro/kWh und mehr betragen, da WP gerade dann viel Strom brauchen,
wenn der nur durch Reserve-Kraftwerke erzeugt werden kann.
zu 2) Umweltkomponente
Natürlich müssen wir weg von fossilen Energieträgern. Mit einem unüberlegten Umbau
der Systeme wird das aber nicht zu erreichen sein. Gerade die Reserve-Kraftwerke laufen mit fossilen
Brennstoffen. Wärmepumpenanlagen müssen hergestellt werden und der Strom kommt zum großen
Teil aus fossiler Energie (Winterstrom). Der ökologische Fußabdruck bleibt gleich oder wird
sogar noch größer. Das kann sich nur durch riesige Stromspeicher, die Wasserstoff-Technik
oder andere Innovationen ändern (Zeithorizont jeweils nicht unter 20 Jahre).
zu 3) Abhängigkeit verringern
Für eine Ölheizung kann man den Tank auffüllen lassen, wenn das Öl günstig ist.
Auf den Strompreis für die WP hat man keinerlei Einfluss, man muss zahlen was aufgerufen wird.
Auch die Abhängigkeit von fossiler Energie wird sich erst in Jahren verringern
- und auch nur dann, wenn die Regierung nicht wieder allzu große Fehler macht.
zu 4) Strom selbst erzeugen mit PV
Solange verbrauchter und selbst erzeugter Strom in kWh abgerechnet wird und der Preis ganzjährig
gleich hoch ist mag das stimmen. Man vergisst dabei, dass dazu das Stromnetz als virtueller
Strom-Speicher genutzt wird. Das Stromnetz ist aber kein Speicher und diese Denkweise
kann nicht mehr lange Bestand haben.
Lösung, wie schon erwähnt Sommer- und Winterpreis oder ähnliche Verfahren
(Stichwort smart meter).
Im Sommer braucht die WP wenig vom erzeugten PV-Strom und für die Einspeisung wird man wenig bekommen.
Im Winter braucht die WP viel Strom, die PV wird aber kaum was beisteuern.
Da wird sich so manche Wirtschaftlichkeitsrechnung in Luft auflösen (mal abgesehen von den
20 Jahres-Verträgen, die dem Staat noch eine Menge Kosten und Ärger verursachen werden).
Hier ein Link zur Stromerzeugung in Deutschland:
www.agora-energiewende.de/service/agorameter
Das Ganze ist aktuell sehr niederschmetternd, aber es würde schon Lösungen geben, wenn man nur wollte.
Man sollte dann aber nicht jedes EFH für sich betrachten, sondern sog. Quartierslösungen,
siehe dazu auch
www.kalte-fernwaerme.de
Von selbst kommen solche Systeme aber nur ganz langsam.
Wenn nicht der Staat die richtigen Rahmenbedingungen
setzt (Richtlinien für Wärme-Kontrakting und genossenschaftliche Systeme),
dann wird das wohl noch lange nichts werden.
Wie gesagt, man betrachtet nicht jedes Haus für sich, sondern entwickelt ein Wärme- (und
Strom-) Konzept z.B. für eine Siedlung oder große Wohnblöcke (ab ca. 20 Wohneinheiten).
Man einigt sich, dass nicht jeder für sich die Heizungsanlage erneuert, sondern eine Genossenschaft
übernimmt die Wärmeerzeugung und übergibt die Wärme im Heizungskeller.
Es wird aber nicht zentral Hochtemperaturwärme erzeugt und mit viel Verlust zu den Abnehmern gepumpt,
sondern jedes Haus bekommt eine effiziente Sole-WP und diese wird aus einem zentralen Speicher
verlustfrei mit "kaltem" Wasser als Wärmequelle versorgt. Dieser zentrale Speicher wird groß
genug geplant, dass die Temperatur im Winter nicht unter 5°C abfällt. Im Sommer wird der Speicher
mit Sonnenkollektoren oder auch Luft-WP (Sommerstrom, PV) wieder auf ca. 25°C regeneriert. Um einen
Teil des teuren Winterstroms zu umgehen, sollten alle Wärmepumpen aus dem öffentlichen Netz
über einem zentralen Strom-Übergabepunkt versorgt werden, wo dann auch ein zusätzliches
BHKW (Biogas, Planzenöl, Hackgut) Stromspitzen abfangen kann - alles eine Sache der Planung und
der Energiepreise.
Übrigens: dieses BHKW wird wohl nur 500 Betriebsstunden pro Jahr erreichen und nach aktuellem
Mainstream nie wirtschaftlich sein (nicht meine Meinung). Nach dieser Logik wäre nämlich
auch ein Mähdrescher nicht wirtschaftlich, der nur 200 Stunden im Jahr läuft
- trotzdem wird Getreide nicht mehr von Hand geerntet und gedroschen.
Also: Lösungen würde es schon geben, wenn man nur endlich anfangen würde nachzudenken.
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